Beziehungsmodelle ohne Namen

Foto eines Frauen-Pärchens

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Wie nennt man jemanden, mit dem man ins Bett geht, aber nicht zusammen ist? Liebhaber, Affäre? Hat beides den Anklang von etwas moralisch Fragwürdigem. ​Friend with Benefits? Schon eher, nur kennt die Hälfte der Menschheit das Konzept nicht, so dass man es erstmal lang und breit erklären muss.

Ich habe eine Freundin, die eine derartige Beziehung mit einem Freund hat. Rausbekommen habe ich das mehr zufällig, weil die beiden das Ganze komplett privat halten. Und nicht etwa, weil es ihnen peinlich wäre, sondern einfach, weil sie keine Lust darauf haben, irgendwelchen Menschen irgendwelche Sachen erklären zu müssen.

Das kann ich gut verstehen.

In der BDSM-Szene gibt es für Menschen, mit denen man „nur“ spielt (spielen = BDSM miteinander betreiben), den tollen Begriff Spielpartner. Der ist innerhalb der Szene so gebräuchlich, dass jeder weiß, worum es geht und es keine komischen/nervigen/anstrengenden Nachfragen gibt.

Das heißt: Die anderen wissen, dass man miteinander spielt, manchmal auch miteinander schläft, manchmal auch nicht (BDSM beinhaltet nicht automatisch Sex). Aber sie fragen nicht alle zwei Wochen, ob man sich nicht doch ineinander verliebt hat und erzählen einem auch nicht, wie toll man zusammenpassen würde.

Ich bin nicht sicher, ob es im „normalen“ Sprachgebrauch deshalb keinen Begriff gibt, weil er sich noch nicht entwickelt hat, oder weil wir ihn womöglich einfach nicht benötigen. Das wäre dann der Fall, wenn derartige Beziehungen – eben solche wie die beschriebenen Spielbeziehungen – sowieso nur in einer bestimmten Szene gepflegt werden.

Wahrscheinlich bin ich immer etwas hilflos, wenn diese beiden Kulturen – gängige Gesellschaft vs. BDSM-/Poly-Szene – aufeinander prallen. Bei Freunden, die sowieso über alles Bescheid wissen, macht es keinen Unterschied, weil die auch Begriffe wie Spielpartner mittlerweile einordnen können. Bei Freunden, die mit der Szene nichts am Hut haben, gerate ich immer wieder in Erklärungsnöte, die dann von  „nur gut befreundet“ bis „läuft halt was, aber nichts Ernstes“  reichen. In beiden Fällen merken aber viele, dass etwas nicht stimmt (oder sie sind nur einfach neugierig) und fangen an, die anfangs angesprochenen nervigen Nachfragen zu stellen.

Ich denke, es stört mich, wenn ich merke, wie ich bzw. das, was ich tue, in Schubladen gezwängt wird. Im Falle der BDSM-Szene und der „aufgeklärten“ Freunde sind das ungefähr die richtigen, im anderen Fall nicht. So etwas nervt mich, aber ich habe auch nicht immer die Lust oder Energie, es ausführlich zu erklären und mich womöglich noch in einer Diskussion zu rechtfertigen. Meist versuche ich dann, szenetypische Konstrukte in eine nicht-Szene-Sprache zu übertragen und möglichst wahrheitsgemäß wiederzugeben, weil ich gern möchte, dass alle meine Freunde über mein Leben Bescheid wissen und sich nicht irgendeine Form von Doppelleben einschleicht.

Wie geht ihr mit solchen Situationen um?