Meine erste BDSM-Party

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photo credit: flexgraph via Flickr cc

Lang lang ist’s her … trotzdem erinnere mich noch gut an den Schockmoment, als ich lauter halb oder auch gänzlich nackte Menschen um mich herum sah. Ich glaube, ich war auf meiner ersten BDSM-Party die erste Stunde nur damit beschäftigt, mich an den Anblick der anderen Partybesucher zu gewöhnen. Als ich diese Phase überwunden hatte und wieder die Menschen hinter den Körpern sehen konnte, hat es mir gut gefallen.

Party-Basics (Profis können den Absatz auch überspringen^^)

BDSM-Partys sind gar nicht so schlimm, wie man manchmal denkt. Zumindest nicht in dem Sinne, dass jeder zügellos mit jedem grenzwertige Praktiken ausübt. Normalerweise gibt einen oder auch mehr neutrale Räume und dort befindet sich meist eine Bar. Oft gibt es auch eine Tanzfläche. In diesen Bereichen laufen zwar die erwähnten wenig bekleideten Menschen umher, toben sich aber eher wenig aus – natürlich gibt es mal Spontanhaue oder ähnliches, aber für größere Sessions wandern die meisten dann doch in die Spielräume ab. Dort finden sich, je nach Party, Spielgeräte und extra abtrennbare Bereiche, damit man auch in intimerem Rahmen spielen kann. D.h. es kann zwar passieren, dass man hin und wieder Praktiken sieht, die man sonst nur aus Geschichten kennt, aber in aller Regel ist genug Raum da, um sich zurückzuziehen, wenn es einem gerade zu viel wird. Man kann also selbst steuern, wie viel und wie intensiv Party man mitbekommt. In jedem Fall empfiehlt es sich, vorher die Partyregeln durchzulesen und vielleicht auch unsere Regeln der Lust, damit man ein Gespür dafür entwickelt, was auf solchen Veranstaltungen üblich ist und was nicht.

Wohlfühlen

Es ist nicht ganz einfach, sich auf einer Party wohlzufühlen – wenn ihr mich fragt, nicht nur im BDSM-Bereich, sondern überall. Wenn man sich unwohl fühlt, sollte man das daher nicht zuerst auf den BDSM-Anteil schieben, sondern auch die anderen Faktoren einbeziehen: Wie gefällt mir die Location? Sind mir die anderen Partybesucher sympathisch?

Ich erinnere mich an die Partys während meiner Studentenzeit, als wir semi-offizielle Spielpartys in unserer Stammtisch-Location durchgeführt haben. Für viele von uns waren das die ersten Party-Erfahrungen und es war sicher hilfreich, dass wir zumindest die Räumlichkeiten kannten. Was aus meiner Wohlfühlsicht gar nicht geht, sind beispielsweise zu kalte Spielräume. Ich weiß noch, wie ich ein Spiel nach fünf Minuten abgebrochen habe, weil mir viel zu kalt war und ich keines meiner wenigen Kleidungsstücke auch nur irgendwie ablegen wollte. Wobei ich mich an eine weitere Party erinnere, auf der mein Spielpartner nach fünf Minuten abgebrochen hat, weil es viel zu warm war, um auf Tuchfühlung zu gehen. Man könnte sagen, die Partyveranstalter haben im BDSM-Bereich keinen einfachen Job ;-).

Stimmung aufsaugen

Die Atmosphäre muss ich unbedingt noch gesondert beschreiben. Ich finde, dass BDSM-Partys oft eine ganz eigene Stimmung haben – je nach Hintergrund der Besucher ist das oft eine Art Klassentreffen, weil die Besucher auch von weiter her kommen, viele sich kennen und teils nur auf solchen Partys treffen. Und mehr oder weniger im Hintergrund hört man dann irgendwann typische Geräusche wie Schreien oder Klatschen – womit ich mich ziemlich wohl fühle, wie ich festgestellt habe. Ich mag diese Art der Geräuschkulisse und muss dann gar nicht mal unbedingt sehen, wer was genau macht. Sie vermittelt mir dieses Wissen, dass hier andere Leute sind, die genauso ticken wie ich, und dass ich deshalb irgendwie her gehöre.

Einfach ausprobieren

Ich stelle fest, dass ich jetzt nicht mit den üblichen Tipps wie „Macht nichts, womit ihr euch nicht gut fühlt“ und „Lasst euch nicht unter Druck setzen“ enden möchte – deswegen sind diese Tipps natürlich trotzdem wichtig und ich kann sie jederzeit unterschreiben. Aber ich möchte auch sagen: Habt Spaß! Tobt euch (innerhalb eurer Grenzen) aus, denn genau dafür sind Partys da, lernt nette Leute kennen und wenn ihr es am Schluss doch etwas wild getrieben habt, empfehle ich Sätze wie „Was in xy [Name der Stadt/der Location einsetzen] passiert, bleibt in xy.“ Habt keine Angst vor euch selbst, sondern versucht herauszufinden, was euch gefällt. Je besser ihr euch kennt, umso leichter könnt ihr eure geheimen Sehnsüchte befriedigen. Das ist am Anfang höllisch schwer, aber lohnt sich.