Es ist vorbei

photo credit: Oliver Hammond via Flickr cc

Schluss machen ist eine der unangenehmsten Angelegenheiten, die es gibt. Trotzdem muss es sein. Ich finde es auch viel fairer, lieber frühzeitig Klartext zu reden und etwas zu beenden als eine Entscheidung allzu lange vor sich herzuschieben – wobei das natürlich typabhängig ist und man auch aufpassen muss, nicht zu schnell „Nein“ zu sagen.

Ich habe gleich am Anfang das große Wort „Schluss machen“ verwendet, so dass man schnell an eine jahrelange Beziehung denkt. Für mich beinhaltet es aber auch die vielen „kleinen“ Trennungen, zum Beispiel, wenn man beim Online-Dating nach mehreren Real-Treffen dem Kontakt doch noch eine Absage erteilt. Oder wenn jemand nach einem Stammtisch-Besuch fragt, ob sich mehr ergeben könnte. (Da ich bislang mit Frauen so gut wie noch nichts hatte, waren es übrigens immer Männer, mit denen ich Schluss gemacht habe.)

Früher war ich mit diesen Situationen immer total überfordert (ich muss gestehen, dass es bei mir in vielen Fällen per Mail läuft, aber selbst das kann überfordern …). Anfangs habe ich den Fehler begangen, Absagen viel zu verklausuliert und höflich zu erteilen, weil ich ja niemanden verletzen wollte – mit dem Ergebnis, dass es längere Diskussionen gab, ob ich denn nicht doch wolle oder man es nicht noch einmal probieren könne. Daraus habe ich gelernt und meine folgenden Absagen vor dem Versand einem männlichen Freund gezeigt, der mir dann ehrliche Rückmeldung gegeben hat – meist in Richtung „Du musst klar sagen, was Sache ist“.

Mittlerweile fühle ich mich „fit“ genug, das ohne Hilfe über die Bühne zu bringen. Ich empfinde es trotzdem jedes Mal wieder als Herausforderung, die richtige Balance aus Zurückweisung und Wertschätzung zu finden – denn zum einen will ich die Person nicht mehr als nötig verletzen, aber zum anderen will ich auch, dass klar herauskommt, dass ich eine Entscheidung getroffen habe. Der Punkt, an dem es meist richtig schwierig wird, ist die Frage, ob ich etwas über die Gründe für mein Schluss machen kommuniziere oder nicht – denn wenn ich nichts über die Gründe verlauten lasse, ist auch keine Basis da, wo man nochmal einhaken könnte, siehe oben. Dieser Faktor hängt bei mir ganz entscheidend von der Länge der Beziehung ab: bei etwas Langem, Ernstem gibt’s die ausführliche Fassung, bei kürzeren Geschichten auch mal eine abgespeckte Version.

Womit ich tendenziell ein Problem habe, ist, wenn Menschen diese Entscheidung nicht voll respektieren. Also dass ich aufgezählt kriege, was ich denn alles verpasse, oder dass mir unterstellt wird, ich würde diese und jene Entscheidung aus Angst nicht treffen. Das kann ich angesichts einer gewissen Enttäuschung nachvollziehen, aber es hinterlässt immer einen bitteren Nachgeschmack und verhindert auch Zukünftiges. Dass meine Entscheidungen alles andere als unfehlbar sind, habe ich gemerkt, als ich auf einem meiner Stammtische jemanden angesprochen  (und auch mehr mit ihm anfangen) habe, mit dem ich mich ein Jahr zuvor bei einem Blind Date getroffen habe ​und bei dem ich noch gar nichts mit ihm anfangen konnte – das heißt, ich habe meine damalige Absage gründlich revidiert.

Ich merke beim Schreiben des Artikels gerade, dass es immer nach ziemlich einseitigen Entscheidungen ​von meiner Seite klingt. Ist wahrscheinlich auch so. Das liegt daran, dass es bei mir einen Punkt gibt, an dem beispielsweise die Anziehungskraft weg ist und dann einfach nichts mehr geht und jegliche weitere Diskussion sinnlos ist.

​Grundsätzlich möchte ich dazu anregen, Enden klar zu kommunizieren, ob es sich nun um eine Beziehung, eine Freundschaft, ein Dating oder was auch immer handelt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es wenig Schlimmeres gibt als Ungewissheit – daher kann ich nur dafür plädieren, auch für so unangenehme Ereignisse wie Schluss machen den Mut zu finden.