Swinger-Kultur: Allein unter Paaren

photocredit: Elidea

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Gastartikel von K.i.M.:

Auch vegetarische Swinger brauchen ab und an Frischfleisch. So oder so ähnlich könnten die Mottos auf den Parties lauten, die junge Leute zum „Mit“-Swingen einladen sollen.

Diesmal war ich in einer wichtigen Mission unterwegs. Auf genau so einer Party in einem Swingerclub wie z.B der „jungen Träumer“ oder der „Träumerhimmel“ (Namen sind so keine Namen von tatsächlich existierenden Swinger-Parties). Meine Mission lautete: „Sie möchte, dass du mitkommst, sonst ist sie zu schüchtern zu.“ Ah ja, und ich bin also nicht schüchtern?! Nun gut; ich hab es aufgegeben, den Leuten klar zu machen, dass ich total schüchtern bin!

Mission ist Mission! Also schmiss ich mich in die erotischste zur Verfügung stehende Klamotte, die nicht schwarz ist, und nahm das Frischlings-Pärchen an die Hand.

Den Club kannte ich, also übernahm ich den Besichtigungsrundgang. Ich zeigte ihnen die Zimmer und erklärte bei Bedarf den Sinn der Zimmer und  auch gleich die Regeln in einem Swingerclub. Die gängigsten Regeln wie z.B. geschlossene Türen bleiben geschlossen, weil das Paar unter sich sein möchte, oder im Orgienzimmer kann man jederzeit mitmachen. Und die wichtigste Regel, die ich zumindest allen Neulingen an die Hand geben möchte: Auch wenn alle hier so freizügig sind und tun, sollte man trotzdem VORHER fragen, bevor man zupackt!

Das Schönste an der Begleitung von einem ganz unbedarften Pärchen sind die Gesichter, die sie ziehen, während man von Tür zu Tür geht. Mal überrascht, mal verblüfft und manchmal auch ganz entzückt. Oder man bleibt plötzlich vor einer Tür stehen und schaut gebannt auf die Szene, die in diesem Zimmer stattfindet. Genau das hat mein Pärchen getan. Im hintersten Zimmer sammelte sich schon ne Traube von Menschen, und mein Pärchen blieb da auch hängen. Wobei ich dann doch länger dort hängen geblieben bin als die beiden selbst.

In der hinteren Tür war eine ganz „normale“ Szene zu sehen. Ein Pärchen in der Missionarstellung. Und doch war die Szene so spannend, weil die Frau komplett im bespitzten Overcourt gekleidet blieb. Man sehe: Ganz nackt ist nicht automatisch erotisch.

Auf der Tanzfläche ging es auch heiß her. Insbesondere der heiße römische Gladiator hatte es uns angetan. Lag wohl auch daran, dass er es nicht lassen konnte, auf dem Tisch zu tanzen. Wobei der „falsche“ Matrose weitaus appetitlicher war. Die Tanzfläche in einem Swingerclub ist wie die Tanzfläche in jeder anderen Disco; jeder versucht, durch Hüftschwünge auf sich aufmerksam zu machen, und die anderen schauen von einem zum anderen und erzählen sich Geschichten, die sie hinter der Fassade vermuten. Auch kleidungstechnisch muss ich zugeben, nehmen sich beide Tanzflächen nichts. Erstaunlich. Wobei das Benehmen im Swingerclub weitaus freundlicher ist als in normalen Clubs.

Nun, mein Pärchen war definitiv verschüchtert. Der junge Galan versuchte die Dame dazu zu animieren, einen anderen Mann herauszupicken und mit aufs Zimmer zu ziehen. Während die Dame sich zierte und mit den Worten auswich: „Mir gefällt hier keiner, außer der Kellner!“ Nur doof, dass man den Kellner nicht mit aufs Zimmer nehmen kann. In einem Hotel könnte man das, nach Barschluss. 😉

Irgendwann standen wir mal wieder in dem Gang, von dem die einzelnen Themenzimmer abzweigten, und das Pärchen schaute sich sehnsüchtig in die Augen. Es war so ein schweigsames Befragen mit den Blicken. Der Dialog könnte so vonstatten gelaufen sein:

Galan: „Wollen wir uns nicht vielleicht ein bisssl vergnügen?“

Dame: „Naja, ich weiß nicht, heiß bin ich eigentlich schon auf dich!“

Galan: „Und du willst wirklich keinen anderen Mann?! (Ich will doch so gerne zuschauen)“

Dame: „Nein, der Kellner darf doch nicht, und ich will nur dich!“

Und so weiter, und so fort.

Ich erinnerte mich an meine Mission und lotste sie in ein einsames Zimmer, ließ sie reingehen, „damit sie sich da genauer umschauen können“ und schloss die Tür. Ich dachte mir, ein so vernarrtes Pärchen braucht nur einen kleinen Stups, mehr nicht.

Mein Plan ging auf. Meine Mission als Erfolg verbucht.

Insbesondere die leuchtenden Gesichter, nachdem die beiden aus dem Zimmer wieder zu mir kamen, war Belohnung genug für mich.

Ein erfolgreicher Tag, auch wenn ich nicht auf meine Kosten gekommen bin. Wobei ich es auch nicht darauf angelegt hatte.

Wir danken K.i.M. – Küsse im Morgentau aka Elidea für ihren zweiten Gastartikel, der zur Themenreihe „Swinger-Kultur“ gehört. Elidea bloggt auch auf http://elideas.wordpress.com.