Frauen und ich

Ich war nicht ganz sicher, wie ich zu Frauen stehe. Bisher habe ich meine sexuelle Orientierung immer als heteroflexibel beschrieben, weil mich das am besten charakterisiert hat. Wobei ich bisher extrem wenige Erfahrungen mit Frauen gesammelt habe. Heißt, ich habe durchaus schon Erfahrungen mit einem Mann und einer Frau gemeinsam gemacht, aber noch nie allein mit einer Frau. Das liegt aber zu einem guten Teil auch daran, dass ich Frauen meist nicht „alleine“, sondern in Gegenwart von Männern treffe und sich mein sexueller Fokus – gewohnheitsbedingt? – recht schnell auf die anwesenden Männer richtet.

Rein vom Attraktivitätsgrad her finde ich Frauen in den meisten Fällen anziehender als Männer. Aber weil ich jetzt doch mal Klarheit wollte, wie ich denn diesbezüglich so drauf bin, bin ich vor ein paar Tagen auf eine reine Frauenparty gegangen. Zugegebenermaßen, relativ skeptisch, weil ich reine Frauenstammtische beispielsweise schnell relativ öde finde. (Versteht ​mich nicht falsch, Frauenstammtische an sich sind nicht Schlechtes, nur haben sie mir einfach immer recht wenig gebracht. Dinge, die mich beschäftigen, diskutiere ich sowohl mit Männern als auch mit Frauen. Und überhaupt habe ich einen sehr reflektionsfreudigen Freundeskreis, so dass ich wichtige Themen bis zum nächsten Stammtisch schon dreimal mit allen Leuten durchgesprochen habe.)

Ich bin also relativ skeptisch auf die Party gegangen und war dann positiv überrascht. Es war ein schöner Abend und ich hatte nicht das Gefühl, dass Männer gefehlt haben. Ich habe festgestellt, dass ich viele Frauen anziehend finde und mir auch vorstellen könnte, mit der einen oder anderen etwas zu machen. Ansonsten war es wie alle Parties: Je mehr Leute man kennt, desto besser ist die Integration und desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man auch mit jemandem spielt. Das hat sich an diesem Abend bei mir nicht ergeben, aber ich fand es spannend zu bemerken, dass ich den Gedanken nicht per se ausgeschlossen habe.

Interessant finde ich, dass sich mein Kopfkino in Bezug auf Frauen anders verhält als bei Männern. Während ich bei Männern in den meisten Fällen passiv unterwegs bin, ist es bei Frauen relativ ausgeglichen, wenn nicht sogar mit Überschuss der aktiven Fantasien. Vielleicht liegt das daran, dass Überwältigung zumindest indirekt oft in meine Fantasien integriert ist. Und rein physiologisch ist es als Frau einfach leichter eine Frau zu überwältigen als einen Mann bzw. umgekehrt schwieriger, von einer Frau überwältigt zu werden als von einem Mann. Aber ich glaube, dieser Erklärungsversuch ist nur eine ​Komponente von vielen, die ich selbst noch gar nicht greifen kann.

Jedenfalls bin ich immer noch überrascht, dass ich absolut keine Probleme mit Frauen habe, wie ich insgeheim vermutet habe. An meiner Einschätzung heteroflexibel werde ich im Moment noch nichts ändern, allerdings werde ich beobachten, ob sich auch mal etwas mit einer Frau ergibt. Mittlerweile bin ich neugierig, etwas in dieser Richtung auszuprobieren.