6 Tipps für erfolgreiche Fernbeziehungen

Foto einer Frau im Koffer

photo credit: Risto Kuulasmaa via Flickr cc

Ich habe und hatte verschieden intensive Beziehungen in meinem Leben, in denen meine Partnerinnen in Deutschland und den angrenzenden Staaten gelebt haben. Viele meiner Beziehungen wurden beendet, weil es nicht geklappt hat, genügend Nähe aufzubauen. Aus diesen Erfahrungen heraus möchte ich nun ein paar Tipps geben, was sich bei mir gut bewährt hat und was schief gelaufen ist.

  1. Videochat
    Früher war ich ein Videochat-Muffel, weil ein Videochat für mich kein Ersatz für eine richtige Begegnung ist. Dennoch ist es unheimlich wichtig, sich nicht nur über Nachrichten, sondern auch zumindest noch mit Bild und Ton zu begegnen, um sich gegenseitig die neuesten Ereignisse im Leben zu erzählen. Das darf nicht warten, bis man sich das nächste Mal trifft! Wenn ich etwas Tolles erlebt habe, dann erzähle ich viel emotionaler von einem Thema, als wenn es schon Wochen zurückliegt. Und das Ganze textlich jemanden zu schreiben, ist mir dann viel zu aufwändig. Klar wäre es bei mehreren Beziehungen einfacher, den geschriebenen Text zu kopieren (oder einen Blog-Artikel daraus zu machen) und ihn dann an alle Partnerinnen zu verschicken. Aber ist das nicht unpersönlich? Manchmal nehme ich mir nach einem ereignisreichen Wochenende deswegen die Zeit für mehrere Videochat-Sessions und erzähle das Thema dann mehrmals. Gut, das ist dann auch etwas anstrengend – vielleicht sollte ich in solchen Situationen mal einen Gruppenvideochat ausprobieren?
  2. Kalender teilen
    Wenn man eine Fernbeziehung führt oder mehrere Beziehungen managen muss, kommt man beinahe nicht umhin, seine Kalender miteinander zu teilen. Digitale Kalender, die online abgespeichert werden, mögen datenschutztechnisch fragwürdig sein, aber sind hierfür sehr nützlich: Zum einen hat man jederzeit Einblick, was der andere gerade macht, und kann so an dessen Leben teilhaben, obwohl man selbst nicht dabei sein kann. Und zum anderen vereinfacht es die Terminfindung, da man im Kalender des anderen sehen kann, wann er das nächste Mal Zeit haben könnte. Ersteres erfüllt mich immer mit Sehnsucht, auch dabei sein zu wollen, und letzteres gibt mir eine gewisse Planungssicherheit. Beides sind für mich wichtige Zutaten zum Funktionieren einer Beziehung.
  3. Konflikte zum passenden Zeitpunkt klären
    Ein Freund erzählte mir, dass er während seiner Fernbeziehung Konflikte immer gleich am ersten Abend ausgetragen hat. Bisher hat mich das Ansprechen von Konflikten gleich am ersten Abend abgeschreckt, weil ich nach einer anstrengenden Reise in keiner guten Verfassung bin, um einen Konflikt zu lösen. Außerdem trage ich dann oft eine körperliche Sehnsucht nach der Partnerin mit mir und will eigentlich am liebsten gleich über sie herfallen – ein ernstes Gespräch ist da der totale Stimmungskiller. Aber ich habe auch gemerkt, dass ich nach so einer Nacht in eine Gefühlsduselei verfalle, die den Konflikt dann nicht mehr als besonders wichtig erscheinen lässt. In vielen Fällen wollte ich anschließend lieber eine schöne Zeit miteinander genießen. Die Konflikte sind dadurch aber nicht weg, weshalb ich sie dann immer am letzten Tag angesprochen habe. Wodurch man mit dem Gefühl eines ausgetragenen – wenn auch gelösten – Konfliktes nach Hause geht und sich gegenseitig als anstrengend in Erinnerung bleibt … Ich denke, wenn man nicht gerade auf Versöhnungssex als Teil der Konfliktlösungsstrategie setzt, macht es am meisten Sinn, Konflikte beim Frühstück des zweiten gemeinsamen Tages anzusprechen – egal wie unwichtig sie einem auf einmal erscheinen.
  4. Online Zeit verbringen
    Ein anderer Freund hat mir berichtet, dass er mit seiner Freundin regelmäßig Computerspiele spielte. Das hatte den Vorteil, dass man zusammen Zeit verbracht hat, aber das jeder bequem von seinem Sofa aus machen konnte. Ich selbst habe mal mit einer Freundin zusammen einen Film geschaut, während wir mit Videochat verbunden waren. D.h. wir haben denselben Film geschaut und konnten dabei mit dem anderen Kontakt haben. Natürlich ersetzt das bei weitem nicht die Qualität, wie wenn man zusammen kuschelnd auf dem Sofa abhängt. Und leider war der Film irgendwann nicht mehr synchron. Aber vielleicht mag der Vorschlag für diejenigen klappen, die mit Computerspielen nicht so viel anfangen können? Wenn man sich schon wegen der Distanz nicht treffen kann, ist das immer noch besser als gar nichts.
  5. Liebe alleine ist nicht genug
    Manchmal schafft man es nicht, sich alle zwei Wochen zu sehen. Eine Freundin traf ich sogar nur alle drei Monate. Nun mögen manche Lesende sagen, dass das natürlich nicht funktionieren konnte. Aber wir waren damals noch naiv: Wir glaubten, solange wir uns genug lieben, wird die Beziehung halten. Denn wir haben uns zwar nur selten gesehen, aber dafür waren die Treffen dann umso intensiver. Leider hat jeder von uns angefangen, sein eigenes Leben mit einem eigenen Freundes- und Liebeskreis zu entwickeln, bis wir uns fremd geworden waren. Ohne dass wir es gemerkt haben, hatten wir uns auseinander gelebt – kein Wunder, wenn man sich so selten sieht. Also macht es möglich, euch oft zu treffen, auch wenn das manchmal zu Umständen oder sogar Verzicht von anderen Dingen führt. Man kann nicht immer alles machen.
  6. Es (irgendwann) nicht mehr tun.
    Fernbeziehungen sind für mich nur ein notwendiges Mittel, weil die tollen Menschen, die ich kennenlerne, nicht dort leben, wo ich gerade lebe oder wohin ich ziehen möchte. Wenn man so wie ich gerne intensive Beziehungen leben möchte, kommt man nicht umhin, eine Vision davon zu haben, wie man in fünf Jahren zusammen leben möchte. Und dazu gehört auch, dass man dann keine Fernbeziehung mehr hat. Denn eine Fernbeziehung kann man theoretisch recht lang aufrechterhalten (vielleicht sogar für immer), aber man wird nie miteinander den Alltag leben und Teil des Lebens des anderen werden. Wen diese Intensität einer Beziehung nicht reizt oder wer gerne sein Leben möglichst unabhängig von anderen führt, der ist mit einer dauerhaften Fernbeziehung gut bedient – für alle anderen: Lasst es sein!