Darum mag ich BDSM

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photo credit: peregrin

Hin und wieder werde ich gefragt, was mir an BDSM so gefällt und warum es so wichtig für mich ist – immerhin gehöre ich zu den Menschen, die sagen, dass Sexualität ohne BDSM-Elemente wenig oder gar keinen Reiz für sie hat. Diese Frage kommt meistens von anderen BDSM-Anhängern, die neugierig sind oder einen Gesprächsanfang suchen, selten aber auch von Menschen, die mit BDSM eher wenig am Hut haben und nur durch das Gespräch mit mir überhaupt auf das Thema gestoßen wurden. Meine Antwort ist allerdings in beiden Fällen dieselbe, auch wenn ich je nach Gegenüber verschiedene Gesprächsschwerpunkte setze – es ist schließlich auch nicht nur ein Aspekt, sondern eine Mischung verschiedener Beweggründe, die je nach Phase unterschiedlich ausgeprägt sind. Da ich zwar an Erfahrungen auf der Top-Seite interessiert bin, aber bislang noch keine gemacht habe, beschränkt sich die Aufzählung auf die Gründe fürs Sub-Sein.

Genuss von Schmerzen

Ich starte mit dem einfachsten Grund, den man den Leuten normalerweise ohne große Erklärungen „hinhauen“ kann: Ich mag Schmerzen. Dabei bin ich allerdings immer noch sensibel, weswegen mir einer meiner ersten Spielpartner mal das Prädikat „blümchenmaso“ verpasst hat – was ich heute noch gern bei Kennenlerngesprächen verwende, um zu verhindern, dass mein Gegenüber gleich voll loslegt und ich alles wieder abbreche. Und jaja, natürlich sagen sie alle, dass sie es langsam angehen lassen und sanft starten, aber ich sichere mich diesbezüglich trotzdem lieber nochmal ab. Einfach weil ich es hasse, wenn es zu schnell zu hart wird und ich es anstrengend finde, wenn man gleich am Anfang irgendwelche Gespräche führen muss, was wie nicht soll usw.

Ein weiterer meiner Spielpartner meinte einmal, ich würde gern leiden. Das trifft es insofern recht gut, als dass ich oft nur schwer sagen kann, wo die Grenze zum Aufhören liegt. Ich leide dann sehr offensichtlich, aber kann mich lange nicht dazu durchringen, „Stopp“ zu sagen, weil es mich immer noch irgendwie erregt.

Kontrolle abgeben und Loslassen

Mit am wichtigsten ist der Aspekt, dass ich es liebe, die Kontrolle abzugeben. Das setzt voraus, dass die Person, mit der ich im Bett lande, genauso stark oder stärker ist als ich. Nicht rein auf körperlicher, sondern auch und vor allem auf geistiger Ebene. Diese Stärke ist relativ schwer zu erklären. Prinzipiell müssen es vernunftbegabte Menschen sein, denen ich zutraue, dass sie für einen gewissen Zeitraum die Verantwortung für uns beide übernehmen (können). Normalerweise hilft es, wenn sie eine ruhige Ausstrahlung mitbringen und ein gutes Gespür für sich selbst und andere haben. Ich habe auch relativ feine Antennen dafür, wenn jemand gerade nicht in sich ruht. Wenn man sich dann schon kennt, macht das nicht unbedingt etwas aus, aber in der allerersten Kennenlernphase brauche ich diese Ausstrahlung, damit sich überhaupt etwas Dauerhaftes entwickelt.

Denn das ist die Voraussetzung dafür, dass ich abschalten und loslassen kann. Ich bin im Bett stellenweise eine sehr passive Persönlichkeit und hasse es, wenn ich selbst immer noch pushen muss. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass ich in vielen Bereichen meines Lebens oft diejenige bin, die andere antreibt und motiviert, und infolgedessen möchte ich dann in diesem einen Bereich auch endlich mal selbst die Zügel abgeben.

Ich sein

Etwas verquer zu beschreiben ist der letzte Punkt, warum ich auf BDSM stehe: Ich kann dabei ich selbst sein. Nicht dass ich das im Rest meines Lebens nicht wäre, aber es ist nochmal ein anderer Teil meiner Selbst, der nur hierbei zum Vorschein kommt und sich verdammt richtig und gut anfühlt. Ein sehr intimer Teil, der das Leiden und die Hilflosigkeit genießt und sich in der restlichen Zeit mit Vorliebe an seine Lieblingsmenschen anschmiegt.

Es spielt sicher auch eine Rolle, dass ich gegenüber Menschen, mit denen ich spiele, ein striktes Ehrlichkeitsgebot lebe. D.h. dass Spielpartner eigentlich nur die ungeschönte Seite von Aureliana zu Gesicht bekommen, ohne die ganzen kleinen Lügen, die man aus Höflichkeits- oder Vereinfachungsgründen ansonsten im Alltag so macht. Das wiederum setzt die im zweiten Punkt beschriebene starke Persönlichkeit als Spielpartner voraus, weil ich in der ehrlichen Version auch durchaus mal krasse Meinungen vertrete, mit denen ich sonst eher hinter dem Berg halte.

Ihr seht, keine Frage, die sich in zwei Sätzen beantworten lässt, aber nichtsdestotrotz eine sehr spannende Frage und wahrscheinlich auch der Grund, weshalb viele einen das fragen. Weil hier jeder seine persönliche Geschichte hat und sehr viel vom Charakter durchscheint. Ich kann daher nur empfehlen, diese Frage für sich selbst zu beantworten, aber sie auch anderen zu stellen, wenn man sie näher kennenlernen möchte.