Die Socken bleiben an!

Frau mit langen Wollsocken liegt auf dem Bett (Quelle: Chris Goldberg/flickr.com)

photo credit: Chris Goldberg via Flickr cc

Ich gestehe: Ich bin eine Mimose. In meinem Kopf und wahrscheinlich auch im Alltag bin ich wirklich gerne unkompliziert, aber bei BDSM-Sessions verkehrt sich das üblicherweise eher ins Gegenteil. Ich brauche lieber zwei Decken statt gar keine, außerdem genug zu trinken, was natürlich auch dazu führt, dass ich regelmäßige Pipi-Pausen einlegen muss. Darüber hinaus ist mein Kreislauf ein totales Sensibelchen und, ihr ahnt es, ohne ausreichende Nahrungszufuhr geht auch nichts.

Zugegebenermaßen, einem Teil dieser Befindlichkeiten würde es gut tun, wenn ich regelmäßig Ausdauersport treiben würde. Kriege ich im Moment aber nicht hin. Und den anderen Teil hatte ich schon mein ganzes Leben lang, auch während der sportlichen Phasen. Das ist somit einfach individuelle Konstitution. Es sind also Punkte, die nicht unbedingt sexy sind, aber die bei der Durchführung eines Spiels einbezogen und beachtet werden müssen.

Regelmäßige Kommunikation von „Hunger, Pipi, kalt“

Und es kann durchaus herausfordernd sein, das die ganze Zeit zu beachten. Zumindest ich habe oft im Hinterkopf, dass ich gern ein unkomplizierter Mensch bin. Alle paar Minuten unterbrechen, weil mir kalt ist, ich hungrig bin oder sonst was nicht passt, kann mir durchaus schwer fallen. Meine Konstitution von vorneherein zu kommunizieren, hat sich daher bei mir bewährt. Viele Spielpartner heizen schon im Voraus das Zimmer auf, wenn ich zu Besuch komme, weil ich in frierendem Zustand einfach nicht besonders ausdauernd beim Spielen bin. Gute Freunde sorgen, auch unabhängig von sexuellen Begegnungen, normalerweise dafür, dass es irgendwas zum Essen im Kühlschrank gibt. Ein schöner Nebeneffekt: Das sind alles Komponenten, an denen ich auch merke, ob ich der anderen Person wichtig bin. Zumindest wichtig genug, dass sie sich merkt, wo meine Grundbedürfnisse liegen.

So sehr das also manchmal stören mag, auch mich selbst: Ich finde es wertvoll, dass man sich im Klaren darüber ist, was wichtig für einen ist. Nicht nur, welche Techniken man mag, sondern auch, welche Kleinigkeiten beim Spielen den entscheidenden Unterschied machen können. Denn es muss gar nicht immer die phänomenale Schlagtechnik sein – zum Geborgen Fühlen trägt oft mehr bei, wenn mein Partner von sich aus feststellt, dass ich kalte Füße habe. Gelegentlich bin ich auch so sehr im Spiel versunken, dass ich das gar nicht selbst merke. Umso wertvoller empfinde ich es, wenn auch mein Partner darauf achtet.

Gesellschaftliche Vorgaben außer Acht lassen

Wenn es um grundlegende Bedürfnisse geht, sollte man sich vor allem nach seinem Instinkt richten: Nach dem üblichen Gesellschaftsbild sind zwei heiße Menschen bei einer heißen Begegnung selbstverständlich beide nackt. Ich hingegen hatte einmal eine Session im Winter, bei der aber beide Parts ihre Kuschelsocken anbehielten. Keine Ahnung, wie das ausgesehen hat, aber es hat der Stimmung keinen Abbruch getan und niemand hatte kalte Füße. Überhaupt sexy Klamotten – wenn man gerade welche zur Hand hat oder auf einer Party unterwegs ist, gern. Aber sich extra für eine Verabredung in Schale schmeißen kommt mir selbst oft sehr aufgesetzt vor. Lieber ausgeleierte Lieblingsjeans, auch wenn die um einiges weniger geil rüberkommt als mein nicht vorhandenes Latexkleid. Dafür fühle ich mich wohl in meiner Haut. Denn das ist schließlich das Entscheidende bei einer Session: Alle Beteiligten fühlen sich wohl und niemand friert, hungert oder muss aufs Klo.