Nicht nur für Singles, sondern für alle, die Lust darauf haben: Solo-Sex

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photo credit: madanelu via Flickr cc

Irgendwann habe ich herausgefunden, dass es bei der Selbstbefriedigung gravierende Unterschiede zwischen verschiedenen Menschen gibt. Mir war schon klar, dass es jeder im Detail anders machen würde, aber ich bin irgendwie davon ausgegangen, dass alle es überhaupt machen und ähnlich wichtig finden wie ich. Heute kann ich sagen: Dem ist nicht so ;-). Viele tun es – unabhängig von Beziehung oder Single-Dasein – gar nicht, während ich durchaus ein überzeugter Anhänger von mehr oder weniger regelmäßigem Solo-Sex bin. Klar ist es immer eine Zeitfrage, v.a. weil es bei mir auch so ist, dass ich erst denke „geht ganz schnell, in 30 Minuten bin ich fertig“ und dann doch erheblich länger brauche, weil es mir so gut gefällt und ich nicht aufhören möchte. Schnell geht prinzipiell auch, aber das hat oft tatsächlich weniger Qualität.

Weitere Erkenntnis: Bei vielen Menschen funktioniert die Selbstbefriedigung über reines Kopfkino. Das geht bei mir zwar auch, allerdings nicht immer und es dauert tendenziell auch seeehr lange. Normalerweise greife ich zu erotischen Büchern, Stories im Internet oder Pornos, um mich einzustimmen. Beim reinen Kopfkino bin ich schnell mal versehentlich abgelenkt oder meine Gedanken wandern woanders hin, so dass mir mit Filmen und Literatur die Fokussierung leichter fällt.

Mittlerweile benutze ich sehr gerne Vibratoren als Hilfsmittel. Reine Handarbeit geht auch, ist auch das Mittel der Wahl für unterwegs und die Art, wie ich Solo-Sex jahrelang betrieben habe, aber Vibratoren sind schon eine feine Sache ;-). Früher habe ich auch oft noch Wäscheklammern verwendet, um den masochistischen Teil meiner Selbst zu befriedigen, heute läuft dieser Teil meist über das (film- oder texttechnisch gepushte) Kopfkino.

Das war bislang aber nur die technische Komponente. Ich mache Selbstbefriedigung deshalb, weil ich es entspannend finde. Weil ich mich hinterher besser fühle. Weil ich das Gefühl habe, wieder bei mir anzukommen (das ist zugegebenermaßen bei fast allen meinen Orgasmen der Fall). Weil ich auch fest davon überzeugt bin, dass es gesund ist – schließlich verbrennt man Kalorien, schüttet Glückshormone aus etc. Weil ich mir etwas Gutes tun will. Weil es eine gute Gelegenheit ist, Sexualität auch in einer Single-Phase zumindest rudimentär auszuleben.

Solo-Sex gewinnt nicht, wenn ein Partner da ist – aber er muss auch wirklich räumlich da sein. Nur weil er am anderen Ende der Stadt ist und wir eine Beziehung haben, würde ich nicht per se auf Selbstbefriedigung verzichten. Denn wenn ich eines oder mehrere der oben genannten Bedürfnisse habe und sie befriedigen kann, sehe ich nicht, warum ich darauf verzichten sollte. Ich sehe Solo-Sex als etwas, das unabhängig vom Partner läuft. Mir ist nicht klar, warum manche Menschen Selbstbefriedigung oder Porno gucken als eine Art Betrug ihres Partners sehen. Yoga ist zum Beispiel auch eine beliebte Möglichkeit, sich etwas Gutes zu tun und hinterher besser zu fühlen – hier würde nie jemand auf die Idee kommen, das vorab mit dem Partner abzuklären.

Ich plädiere also dafür, das Thema entspannt anzugehen und von Zeit zu Zeit auch mal etwas Neues dabei auszuprobieren. Für mich ist Solo-Sex eine gute Gelegenheit, mit mir ins Reine zu kommen und mich während des Alltagsstress selbst wieder zu erden.