Taming the inner hunter

Herzlich Willkommen liebe Polyamorie- und BDSM-Newbies. Wie ihr befinde ich mich in vielen Aspekten noch im Küken-Stadium. Ich habe viele Erfahrungen noch nicht machen können und viele unentdeckte Pfade liegen noch vor mir. Aber ich bin ein Wanderer und bin unglaublich gespannt auf die Reise. Mit beiden Themen habe ich mich vor fast genau einem Jahr zum ersten Mal ernsthaft beschäftigt. Als jemand, der es gewohnt ist, sein Leben seit Jahren durch und durch selbst bestimmen zu können, war der Bereich der Polyamorie, mit dem ich mich sofort stark identifizieren konnte, die Solo-Polyamorie. Die Idee, intime, ernsthafte und intensive Beziehungen mit Menschen führen zu können, ohne sich einengen zu lassen, mit dem Fokus auf meiner Selbstbestimmung im Vordergrund, hat mich fasziniert.

Wie von Amelie in einem ihrer Artikel angesprochen, kenne auch ich diese Begeisterung über die neue Seite, die man an sich entdeckt hat. Diesen Drang neue Wege zu beschreiten und die Neugier, das veränderte Ich zu treffen, das aus diesen Erfahrungen entsteht. Der Gedanke, sich mit seiner romantischen Liebe nicht länger auf eine Person beschränken zu müssen, war für mich unglaublich befreiend. Auch ich habe in den ersten Monaten den Wunsch verspürt, sofort diese neuen und sicher wahnsinnig interessanten Menschen kennenlernen zu wollen und mindestens 3 bis 5 von diesen polyamourösen Beziehungen führen zu wollen.

Und dann findet man sich plötzlich in dieser Situation wieder, in der einem die eigenen Gefühle einen Strich durch die Rechnung machen. Auf einmal ist man mit Menschen und Situationen konfrontiert, deren Vorstellungen von Beziehungen, Wünsche und Hoffnungen den eigenen Bedürfnissen in gewissen Elementen komplett widersprechen. In diesen Momenten bin ich dazu übergegangen, mich für einen Moment aus dem Alltagstrubel zurückzuziehen und mir, im besten Fall während einer mehrstündigen Zug- oder Autofahrt, darüber Gedanken zu machen, welche potentielle Version des zukünftigen Ichs ich am ehesten anstrebe und welcher Weg mich am meisten wachsen lassen könnte.

Gerade im letzten Jahr habe ich mehr als eine Zugfahrt mit diesen Entscheidungen verbracht und festgestellt, dass die größte Herausforderung für mich zur Zeit immer noch darin besteht, mich auf einen Menschen einzulassen, mich zu öffnen und verletzlich zu sein.

Ich habe mich für den Moment entschieden, mit dem aktiven Suchen nach immer wieder neuer Haut, neuen Möglichkeiten und neuen Herausforderungen vorerst aufzuhören. Im Moment lerne ich das genießen und schätzen, was der Zufall an einem ziemlich kalten Sommernachmittag neben mich gesetzt hat. Aber zum Glück weiß ich inzwischen, dass ich mich auf meinem Weg nicht mehr eingrenzen muss und das ist für mich ein sehr beruhigender Gedanke.