Millionen an Spielzeugen in einer einzigen Halle – Erfahrungsbericht von der BoundCon 2016

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photo credit: Frédéric Poirot via Flickr cc

Ich stehe im gleißenden Sonnenlicht, um mich herum lauter Menschen in schwarzen Lack- und Latexoutfits, die man sonst nur abends und nachts sieht. Ein Mann weist einen Autofahrer ein und hat dabei mehrere Dildos in der Hand. Abgesehen davon ist es wie bei jedem anderen Event: Alle stehen geduldig an der Kasse an, um ihre Tickets zu kaufen.

Das war mein erster Eindruck der BoundCon, der größten Fetisch- und BDSM-Messe in Europa. Diese fand in München statt und aufgrund von Gruppenzwang hatte auch ich mich eingefunden. Und war prompt überfordert – es gab gefühlte Millionen, oder eher Trillionen, an Spielzeug, Kleidung, Möbeln und vielem mehr. Ich bin immer noch fasziniert davon, wie man es schafft, so viele Waren in einer einzigen Halle unterzubringen. Wahrscheinlich hatten erfahrenere Besucher als ich oder solche, die mit einem klaren Ziel losgezogen sind, mehr Fokus.

Gemischtes (älteres) Publikum

Ich habe mich daher auch öfter zum Stand des Stammtisches JungeSMünchen geflüchtet, wo sich der Trubel besser aushalten ließ. Das hat mir auch deshalb gefallen, weil dort viele interessante Leute vorbeigekommen sind und ich einige spannende Gespräche geführt habe. Leider waren insgesamt nur wenig junge Menschen vertreten. Lustigerweise gab es einige Männer, die allein unterwegs waren, aber Frauen hat man eigentlich immer nur mit einem Partner oder einer Freundin in Kombination getroffen. Die Stimmung war insgesamt von Neugier geprägt; jeder hat geschaut, was es zu kaufen und zu sehen gibt und sich insgeheim überlegt, was denn jetzt das Budget sprengt und was nicht. Und natürlich konnte man jede Menge fantasievolle Outfits bewundern (oder auch gleich kaufen).

Verpasste Shows

Von den Bondage Shows habe ich aufgrund meines schlechten Timings eher wenig mitbekommen. Eine ging gerade zu Ende, hat aber einen guten Eindruck gemacht, denn habe ich noch mitbekommen, wie die wieder entfesselte Sub ehrlich mit ihren Gefühlen gekämpft hat – es hat damit auf mich sehr authentisch gewirkt. Eine weitere wurde gewissermaßen auf die Zuschauer ausgeweitet: Ein Top hat seine Sub dem Publikum präsentiert und angeboten, was innerhalb kürzester Zeit von mehreren Männern prompt angenommen wurde. Ich fand die Szenerie ziemlich befremdlich, weil ich nicht darauf gefasst war, wie schnell sich die Männer geradezu auf sie stürzen würden.

Fazit

Insgesamt habe ich einen interessanten Tag auf der BoundCon verbracht. Für Spielzeugliebhaber und Klamottenfetischisten ist die Veranstaltung ein Paradies, weil alle Hersteller mit Rang und Namen vertreten sind. Ob ich im nächsten Jahr nochmal hingehe, wird davon abhängen, ob ich mitgeschleppt werde oder nicht. Aus eigenem Antrieb wird es mich eher nicht dorthin ziehen, weil ich einfach keine Ambitionen auf ein großes Spielzeugsortiment in meinem Schrank habe. Wobei ich nicht ausschließe, dass sich das irgendwann noch ändert – aktuell hoffe ich nicht, weil es nach einem eher kostenintensiven Hobby aussieht ;-).