"Spanking ist ja immer ein Stück Liebe" - Interview mit Tanja von Erziehungsspiel, Teil 2

„Spanking ist ja immer ein Stück Liebe“ – Interview mit Tanja von Erziehungsspiel, Teil 2

Deviante Pfade: A propos gemeinsames Spiel … du schreibst in deinem Profil, dass du switcht. War das schon immer so oder war eine Neigung vor der anderen da? Und tauscht du mit allen deinen Partnern die Rollen oder ist klar definiert, mit welchen du nur aktiv und mit welchen nur passiv spielst?

Porträt von Tanja

Das ist Tanja 🙂

Tanja: Im Grunde bin ich passiv veranlagt. Die „Rolle“ der Tante, Mutter kam erst die letzten Jahre dazu. Ein Switchen bei einem Partner kann ich mir nicht vorstellen. Entweder ich sehe eine Person als Bottom oder als Top. Schön finde ich auch Spiele im kleinen, erweiterten Kreis. Ich habe das Glück, mit einem F/M-Paar befreundet zu sein, mit dem manches möglich ist.

Als wirklich poly würde ich mich übrigens nicht bezeichnen. Ich glaube aber, dass allgemein die Tendenz in die Richtung geht und das traditionelle Beziehungsmodell nicht mehr zukunftsfähig ist.

Was macht für dich den Reiz an der passiven Rolle aus? Und welches Bedürfnis befriedigst du, wenn du aktiv unterwegs bist? Was war deine jeweils schönste Erfahrung? 

Das Bedürfnis nach Unterwerfung, Beschämung und dem blanken Po sitzt schon seit der Kindheit tief in mir, obwohl ich es aus meiner Erziehung nicht kenne. Der Reiz daran ist für mich, innerhalb eines bestimmten Zeitraums für das, was passiert, die Verantwortung abzugeben. Der Drang nach Devotion ist wohl nicht nur Neigung, sondern Teil meiner Persönlichkeit, die ich im BDSM-Rahmen ausleben kann.

Aktiv kann ich es nicht so klar in Worte fassen. Anfangs war da sicher vor allem das Bedürfnis, dem anderen das zu geben, was er braucht. Mittlerweile reicht mir das allerdings nicht mehr. Es gibt auch aktiv die Möglichkeit, den Kopf auszuschalten und einfach „zu sein“. Damit meine ich natürlich nicht, ohne Rücksicht auf Verluste brutalen BDSM auszuführen. Aber eben auch nicht nur Wünsche zu erfüllen … Ich spiele gerne etwas mit Grenzen, möchte Reaktionen hervorrufen. Mich flashen dabei manchmal die kleinsten Gefühlsregungen oder Mimiken eines Partners.

Meine schönsten Erlebnisse hat mir zweifelsohne Wien geschenkt … Abgesehen vom Café Smart und meinen Freunden dort habe ich an kleinen Video-Produktionen von lausboysspankingdreams mitwirken dürfen. Es waren weniger die Drehs selbst, eher die Aktionen davor und danach mit den bezaubernden Mädels und dem frechen Christian.

Die tiefsten Erlebnisse gab es innerhalb meiner einzigen Spanking-Beziehung als Passive. Ich bin verdammt gerne die „Kleine“, für die DADDY am besten weiß, was gerade gut für sie ist. Spanking ist ja immer ein Stück Liebe.

Wow, das klingt nach ziemlich tollen Erlebnissen. Was sind deiner Meinung nach die allgemeinen Voraussetzungen für so gut funktionierende Spiele?

Für mich ist BDSM zu 90 Prozent Kopfsache, nur für den Lustschmerz bin ich nicht ausgelegt. Reine Sadisten/Masochisten werden mit mir also nicht glücklich und ich nicht mit ihnen. Aufgrund welcher Formel Sympathien entstehen, weiß ich natürlich nicht :). Im Vordergrund steht immer der Mensch. Das ehrliche beidseitige Interesse, den anderen (auch menschlich und nicht nur neigungsorientiert) nachvollziehen zu wollen und sich selbst mit seinen Wahrnehmungen nachvollziehbar zu zeigen, ist die Basis. Natürlich habe ich im Laufe der Zeit auch meine Macken erfolgreich gezüchtet^^. Die Hauptanforderung, die ich an einen Spielpartner stelle, ist, dass die gemeinsame Zeit am Ende immer einen Mehrwert hat – selbst wenn kein Spiel stattfinden würde. Menschen, die nicht mit Zurückweisungen umgehen können oder eine zu hohe Erwartungshaltung mitbringen, nehmen mir von vornherein die Freiheit zur Lust. Das spreche ich auch klar an.

Ich bin gerade selbst erstaunt, wie wenig für mich der eigentliche Kink eine Rolle spielt und wie hoch dafür die psychische Abgesichertheit ins Gewicht fällt, um frei zu sein.

Das geht mir ähnlich, ich versuche auch immer, Menschen als Spielpartner zu gewinnen, mit denen es so oder so schön ist, gemeinsam Zeit zu verbringen. Welche Rolle spielt der Kink denn allgemein in deinem Leben? Hast du ein spezielles Spielzimmer, sind deine Freunde alle kinky etc.?

Der Kink spielt eine größere Rolle als ich mir jahrelang selbst zugestanden habe. Aber der Umgang damit ist mit den Jahren geordneter, bewusster geworden. Anders als in meinen Anfangszeiten weiß ich mittlerweile, wie wichtig ein Nicht-Kink-Umfeld für mich ist. Meine Familie geht ohnehin immer vor.

Ein Spielzimmer habe ich momentan leider aus Platzmangel keines. Lieber wäre mir auch eine Wohnung oder ein ganzes Haus für unsere Zwecke *grins*.

Das ist eine hervorragende Einleitung für meine Abschlussfrage :). Was wünscht du dir denn für die nächsten Jahre außer dem Haus zum Spielen noch? 😉 Gibt es Fantasien, die du unbedingt in die Realität umsetzen willst? Wie soll es mit erziehungsspiel.de weitergehen?

Mich reizt schon lang der Gedanke eines Spankingdinners. Essen und Kink lässt sich in meiner Fantasie ganz wunderbar kombinieren. Es hat sich nun tatsächlich ein kleiner Kreis gefunden, mit dem das nur gut werden kann.

Erziehungsspiel ist und bleibt eine spannende Reise. Die Seite wächst langsam, gesund und stetig. Bis auf das schmal geschnittene Grundkonzept liegt es an dem, was die Mitgliedern mitbringen und wohin uns der Selbstläufer noch führt. Das Ganze darf sich ruhig möglichst bunt weiter entwickeln, so eine Community befindet sich ja im ständigen Wandel. Das Forum braucht über kurz oder lang mehr weiblichen Wind und falls sich hier jemand angesprochen fühlt, soll sie sich einfach melden :).

Vielen Dank, Tanja, dass du unsere Fragen so offen und ehrlich beantwortet hast! Wir sind gespannt, was sich auf erziehungsspiel.de noch alles tun wird.

Den ersten Teil des Interviews gibt’s hier.

Photocredit Artikelbild: Steve Rainwater via Flickr cc