Ohne Erotik geht nix!

Halbnackter Mann wird auf einem Bett von einem Menschen mit Hasenkostüm im Arm gehalten

photo credit: Luca Rossato via Flickr cc

Ich habe mal wieder einen Ratgeber gelesen, weil der irgendwo gelobt worden war. Ich dachte, es würde ganz nette Lektüre werden, bis ich gemerkt habe, dass in diesem Buch extrem relevante Punkte angesprochen werden. Punkte, die nicht 08/15 sind, sondern die ich zu Teilen noch überhaupt nicht kannte. Jetzt bin ich etwas schlauer als vorher und möchte auch euch davon berichten.

Das Buch heißt „Komm wie du willst“ (engl. Original: „Come as you are“). Es geht darin um Erregung und Orgasmen und wie das alles funktioniert. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden praktisch erläutert, so dass sie Anwendbarkeit auf das eigene Sexleben finden.

Autofahren ist ähnlich wie Sex?!

Interessant war beispielsweise, mehr über die An- und Abturner beim Sex zu erfahren – einprägsamerweise Bremse und Gaspedal genannt. Jeder hat Brems- und Gasfaktoren und wichtig zu wissen ist, dass mehr Gas nicht hilft, wenn die Bremse aktiviert ist. Typische Bremsfaktoren sind Stress oder Sorgen. Individuell kann das sehr verschieden sein, je nachdem, wie bestimmte Menschen ticken oder welche Erfahrungen sie gemacht haben. Bei mir gehört neben Stress beispielsweise auch dazu, die Führung nicht abgeben zu können. Ich liebe es, mich sexuell fallen lassen zu können. Wenn das nicht geht und es beispielsweise ein höfliches Miteinander ist, fällt es mir schwer, wirklich erregt zu werden. Umgekehrt gehört es zu meinen Gasfaktoren, dass mein Gegenüber die Führung übernimmt. Ich mag es, meine eigene Hilflosigkeit und damit die Überlegenheit meines Partners zu spüren. Hier brauche ich auch eine Kombination physischer und psychischer Faktoren, weil BDSM-Spiele natürlich immer auch Kopfsache sind.

Ist das eigene Bett langweilig oder heiß?

Aber – jaja, Erregung ist nicht so einfach – mindestens genauso wichtig ist der Kontext. Bei einem sexpositiven Kontext ist wichtig, dass er stressarm ist, man sein Gegenüber zumindest mag und dass die Situation als solche irgendwie erotisch ist. Als ich das gelesen habe, klang das im ersten Moment recht simpel und logisch – bis ich darüber nachdachte und meine letzten Spielerlebnisse daraufhin geprüft habe. Und festgestellt habe, dass ein und dieselbe Handlung sich je nach Kontext genau richtig oder total langweilig anfühlen kann. Auch hier ist natürlich wieder die individuelle Wahrnehmung entscheidend: Als ich mich mit einem Freund darüber ausgetauscht habe, stellten wir fest, dass ich meine heimische Wohnung zwar als stressarme, aber erotisch eher langweilige Umgebung empfinde. Er verspürt hingegen Erregung, wenn er seine Partnerin in SEINEM Bett hat und die Spielzeuge in Reichweite sind.

Feucht = erregt?

Was mich tatsächlich erstaunt hat, war die Info, dass physische und psychische Erregung nicht miteinander einhergehen müssen. Im Klartext: Wenn frau feucht ist oder mann einen steifen Penis hat, heißt das nicht zwangsläufig, dass sie auch erregt sind. Geschlechtsorgane reagieren auf Reize, weil sie gelernt haben, dass bestimmte Geschehnisse sexuell relevant sein könnten. Sie bereiten sich also auf etwas vor – ob das Gehirn nachzieht und mit Verlangen reagiert, ist Sache des Gehirns. Ein prüfender Griff zwischen die Beine einer Frau ist also ein ziemlich schlechter Indikator, um herauszufinden, ob sie wirklich erregt ist. Bei Männern ist die Diskrepanz nicht ganz so stark wie bei Frauen und natürlich gibt es auch Frauen, bei denen Feuchtigkeit ein Zeichen für Erregung ist – da das bei mir tendenziell der Fall ist, war mir bisher nicht bewusst, dass es auch anders sein kann. Aber um sicherzugehen, ob der Partner das Geschehen tatsächlich genießt, hilft eigentlich nur, nachzufragen. Ich bin etwas schockiert, dass ich das nicht früher herausgefunden oder irgendwo gelesen habe, aber froh, dass ich es zumindest jetzt weiß. Damit weiß ich, an welchen Stellen ich in Zukunft lieber mal nachfragen sollte.

Das hier sind nur meine wichtigsten drei Erkenntnisse aus dem Buch – es hat noch einige Kapitel mehr und auch bei diesen lohnt sich eine Lektüre. Wenn ihr das Buch ebenfalls gelesen oder eigene Erfahrungen zu den oben beschriebenen Phänomenen gemacht habt, freue ich mich über einen Kommentar.