Unbefriedigt

Wir alle haben Bedürfnisse. Mal mehr, mal weniger, aber der Effekt ist derselbe: Wenn unsere Bedürfnisse nicht befriedigt werden, sind wir traurig, wütend, enttäuscht. Bei vielen Bedürfnissen wie Essen oder Schlafen kann man selbst halbwegs einfach Abhilfe schaffen. Bei sexuellen Bedürfnissen ist das schwieriger. Denn in vielen Fällen ist eine zweite Person vonnöten und ein geeigneter Mensch, um ein konkretes Bedürfnis auszuleben, fällt in der Regel nicht einfach so vom Himmel. Leider.

Es klappt nicht, obwohl man es sich erhofft hatte

Die Situationen, in denen man unbefriedigt ist oder bleibt, können vielfältig sein. Ich erlebe es oft auf BDSM-Parties, dass viele sich erhoffen, sie würden eine*n Partner*in für eine Session dort finden. Wenn es nicht klappt, ist das Resümee beim gemeinsamen Aufbruch eher negativ. Es kommt auch vor, dass ein Spiel stattfand, aber dieses – aus welchen Gründen auch immer – unbefriedigend war. Eine noch blödere Situation ist es, wenn man fest mit einem gemeinsamen Spiel gerechnet hat, zum Beispiel im Rahmen eines Dates oder einer Veranstaltung. Also wenn nicht nur die vage Hoffnung bestand, irgendjemanden zu finden, sondern man eine konkrete Vorstellung davon hatte, was man mit einer bestimmten Person gern machen wollte. Wenn dann das Gegenüber einen lustfreien Tag hat, sich nicht gut fühlt, zu gestresst ist oder seine Pläne kurzfristig ändert, kann sich das ziemlich unangenehm anfühlen.

Ein wichtiger Aspekt ist hier aus meiner Sicht, wie man damit umgeht. Ich für meinen Teil halte mich, wenn ich die enttäuschte Person bin, mit Vorwürfen oder ähnlichem zurück. Mir ist wichtig, dass mein*e Partner*innen das, was sie mit mir tun, aus vollem Herzen tun – nicht weil sie vermeiden wollen, dass ich schlechte Laune bekomme. Es ist auch nie einfach, Menschen zurückzuweisen, daher bin ich in gewisser Weise sogar froh, wenn sie mir genug vertrauen, um ehrlich zu sagen, dass es nicht geht. Und umgekehrt würde ich auch nicht wollen, dass ich mir blöde Sprüche anhören muss, wenn ich mal keine Lust habe. Denn es ist menschlich, dass es mal nicht klappt. Oder auch mal öfter nicht klappt. Das hat in den allermeisten Fällen auch keine Folgen – die wenigsten Beziehungen, wie auch immer sie konkret aussehen, zerbrechen daran, dass eine*r nicht kann oder mag.

Trotzdem fühlt man sich natürlich doof und unbefriedigt. Gerade wenn man keine*n feste*n Beziehungspartner*in hat (siehe auch den Artikel Beziehungsfrei), ist man auf einige wenige Events im Jahr angewiesen, um zumindest die sexuellen Grundbedürfnisse von Zeit zu Zeit erfüllt zu bekommen. Wenn es da dann nicht klappt, kann das zumindest mir durchaus mal die Laune verderben. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich selbst verantwortlich dafür bin. Als erwachsener Mensch muss ich mich einfach selbst um meine Bedürfnisse kümmern, auch wenn das gerade an unbefriedigten Tagen wahnsinnig nervt.

Was hilft?

Ich habe zumindest ein paar Strategien gefunden, die bei mir helfen.

  • Sport: Gerade im BDSM-Bereich spielt bei mir immer mit hinein, dass ich an körperliche Grenzen geführt werde. Ein bisschen kann man dieses Gefühl auch mit Sport simulieren, weil der – je nach Sportart und Trainingsstand – ebenfalls an die körperlichen Grenzen geht.
  • Selbstbefriedigung: Ist nicht dasselbe, wie wenn jemand Anderes nachhilft, aber hilft bei mir insofern, als dass ich dem sexuellen Bedürfnis zumindest ein bisschen nachgebe. Denn das Bedürfnis komplett zu leugnen, ist nochmal unangenehmer – auf diese Weise gestehe ich es mir zumindest zu (siehe auch den Artikel Solo-Sex).
  • Ablenkung: Auf andere Gedanken kommen, ist nicht immer einfach. Vor allem sollte man aufpassen, ob man noch halbwegs gesellschaftsfähig ist, bevor man unbeteiligte Menschen versehentlich vor den Kopf stößt. Aber wie bei vielen Problemen, die man nicht sofort lösen kann, hilft es mir, mir bewusst zu machen, dass es auch noch andere Formen der Lust und der Freude in meinem Leben gibt.

Ich denke, dass bei mir auch durch den neu entdeckten Zyklus (vgl. dazu auch den Artikel Meine Periode und ich) meine Lust nochmal stärker zum Vorschein kommt als ich es in den letzten Jahren gewohnt war. Aber auch unabhängig davon bin ich überzeugt, dass viele von euch das Gefühl kennen, egal, welches Geschlecht ihr habt und wie eure derzeitigen Umstände genau aussehen. Wenn ihr also weitere Erfahrungen habt, wie man mit diesem Gefühl des Unbefriedigtseins umgehen kann, lasst es mich in den Kommentaren wissen.