Wenn’s trotz gemeinsamer BDSM-Neigung nicht passt

Es gibt unendlich viele Arten, wie man nicht zueinander passen kann. Bei manchen Menschen merke ich es relativ schnell, bei manchen erst, wenn ich vorsichtig mit ihnen „anspiele“ und bei wieder anderen womöglich erst nach zwei oder drei intimen Begegnungen. Manche Gründe, wie Alter oder Geschlecht, können je nach Ausrichtung offensichtlich sein. Andere Gründe wie Geruch sind weniger offen ersichtlich, aber werden trotzdem schnell deutlich.

Der Geruch muss stimmen …

Bei der Frage, wie man das dann kommuniziert, würde ich mittlerweile sagen: offen. Ich wurde einmal von einem sympathischen Mann auf einer Erwachsenenveranstaltung gefragt, ob ich Interesse an einem intimeren Kennenlernen hätte. Leider hatte ich schon die ganze Zeit ein Gefühl im Hinterkopf, dass ich ihn nicht riechen könne. (Geruch hängt eng mit dem Genmaterial eines Menschen zusammen. Je genetisch ähnlicher sich zwei Menschen sind, desto weniger mögen sie den Geruch der anderen Person.) Ich bin also ein bisschen näher gerückt, um Probe zu schnuppern. Leider wurden meine Befürchtungen bestätigt und ich habe ihm dann die Wahrheit gesagt. Zu meinem Erstaunen war mein Gegenüber fast schon erleichtert, aber auf jeden Fall erfreut, das zu hören. Zum einen, weil es ehrliches Feedback war, und zum anderen bestimmt auch, weil dieser Punkt außerhalb seiner Reichweite der Punkte, die er hätte beeinflussen können, lag. Es war quasi höhere Gewalt, die ein näheres Kennenlernen verhinderte, und nicht irgendwelche Unzulänglichkeiten.

Auf möglicherweise derselben Veranstaltung lernte ich einen weiteren Mann kennen, der dasselbe Interesse an mir zeigte wie ich an ihm. Wir beschlossen also, uns anzunähern, und blieben nach einer anderen Veranstaltung noch kuschelnd auf der Matratze zurück. Er begann, mir wehzutun, und ich merkte deutlich, dass mein Gegenüber erfahren war und wusste, was es tat – was ich sehr schätze an Menschen. Allerdings konnten wir uns vom Grad der Intensität her nicht „einigen“. Mir wurde es relativ schnell zu viel, während er das Gefühl hatte, nicht auf seine Kosten zu kommen. Schließlich sahen wir seufzend der Tatsache ins Auge, dass wir uns zwar wahnsinnig gut unterhalten hatten, aber auf körperlicher Ebene einfach nicht zusammen passten.

… und die dauerhafte gegenseitige Anziehung auch

Bei wieder anderen Menschen ist es mir passiert, dass die Lust irgendwann abgeflaut ist. Ich denke mittlerweile, es ist eine ziemliche Herausforderung, diese auch nach mehrmaligem Spielen, wenn die Euphorie des Anfangs vorbei ist, noch zu empfinden. Bewährt hat sich bei mir die Taktik, mich in den Stunden oder Tagen nach einer BDSM-Begegnung selbst zu beobachten: Fühle ich mich gut oder schlecht? Denke ich immer wieder an das Erlebnis oder bin ich schon komplett in den Alltag zurückgekehrt? Schlechtes Gefühl ist natürlich nicht in Ordnung, aber auch, dass ich überhaupt nicht nachspüre und zur Tagesordnung übergegangen bin, ist bei mir ein eher negatives Zeichen. Denn ich bin jemand, für den das Nachschwingen von BDSM-Sessions wichtig ist. Auch wenn es kein extremes oder heftiges Spiel war, finde ich es schön, wenn ich mich immer wieder mit einem Lächeln zurück erinnere.

Was ebenfalls passen muss, ist die gegenseitige Kompromissbereitschaft. Gerade bei BDSM-Hintergrund hat ja jeder von uns sein ganz eigenes Set an Wünschen und Bedürfnissen – beim einen geht nichts ohne Fußmassage, ein anderer spielt nur in bestimmtem Licht. Bis zu einem gewissen Grad kann man gut aufeinander eingehen, aber es wichtig, dass die Vorlieben aller Beteiligten irgendwie befriedigt werden. Was nicht heißt, dass man nicht vieles gemeinsam ausprobieren und entdecken kann.

Außerdem nicht ganz einfach bei längeren Beziehungen jeglicher Art: die Kommunikation. Das fängt schon damit an, wie man sich in Spielbeziehungen zum Spielen verabredet. Das kann sachlich per Messenger passieren, worunter die Spontanität leidet, oder man trifft sich und schaut, was passiert. In letzterem Fall ist die Planung schwierig und besondere Outfits oder Szenarien schwer umzusetzen. Wir kommunizieren wahnsinnig viel in unserer heutigen Zeit und trotzdem ist eine gemeinsame Kommunikationsbasis eine immense Herausforderung.

Wie gesagt, die Gründe, warum es letztlich nicht zusammenpasst, sind schier unendlich: unvereinbare Terminkalender, komische Eigenheiten des Gegenübers, unklare Rollenverteilung, keine Gesprächsthemen für die Zeit außerhalb der Sessions, zu unterschiedliche Fantasien und Wünsche, einer mag küssen und der andere nicht … insofern ist es fast ein kleines Wunder, wenn sich dann doch mal ein passendes Spielpartnerlein findet ;-).