Von Vollbart bis Glatze – über die Möglichkeiten weiblicher Intimfrisuren

12241355_9f176dd65f_z

photo credit: Thomas Hawk via Flickr cc

Ich tendiere zur Glatze. Tendenz deshalb, weil ich mich glatt rasiert zwar am liebsten mag, aber das mit dem Rasieren meist nicht regelmäßig hinbekomme. D.h. meine Haare können ein ganzes Stück lang wachsen, bis es mich irgendwann zu sehr nervt und ich wieder tabula rasa mache. Möglicherweise ändert sich das in einer regelmäßigen Beziehung mal, aber ich würde tatsächlich nicht die Hand dafür ins Feuer legen. Da meine Haut außerdem schnell empfindlich reagiert, wenn ich mich beispielsweise im Sommer zu oft rasiere, vermeide ich eine allzu häufige Rasur und trage lieber eine lange Hose (was ich sowieso oft mache, vgl. diesen Artikel).

Und ja, mir ist bewusst, dass es andere Möglichkeiten der Enthaarung gibt. Unangenehme Möglichkeiten. Ich bin nicht sicher, ob bei mir jemals der Moment kommt, in dem ich trotz der längeren „Ruhefrist“ zu den echt schmerzhaften Möglichkeiten der Enthaarung wechsle. Irgendwie bin ich der Meinung, dass etwas, das ich freiwillig und „zum Spaß“ mache, nicht weh tun sollte. Es gibt auch weniger schmerzhafte Methoden wie Lasern, allerdings ist das Ergebnis dauerhaft, d.h. man sollte sich wirklich sicher sein, dass man sein ganzes Leben lang keine Haare mehr sehen will.

Es ist absolut legitim, sich schmerzhaft oder dauerhaft oder gar nicht zu enthaaren. Ich stolpere seit einigen Jahren immer wieder über das Für und Wider zu Schamhaaren. Was mich tatsächlich immer wieder schockiert und aufregt, ist das Pseudo-Argument, es wäre ohne Haare ja hygienischer. Denn das ist absoluter Bullshit. Es ist eher das Gegenteil der Fall, die Haare fangen nämlich Bakterien ab. Die Komplettrasur hingegen kann, wie in diesem Edition-F-Artikel berichtet wird, Entzündungen, allergische Reaktionen, Schnittwunden und andere unangenehme Wunden verursachen.

In besagtem Artikel und auch in diesem Wikipedia-Artikel geht es außerdem um das Modediktat der Gesellschaft. Anscheinend haben vor allem jüngere Frauen das Gefühl, sie müssten sich aus Gruppenzwang rasieren und auch ich muss gestehen, dass in meinem Kopf das Bild des glatt rasierten Intimbereichs überwiegt. Ich finde das vor allem deswegen schade, weil es so typisch für die Übersexualisierung unserer Gesellschaft ist. Anstatt sich mit relevanten (Sex-)Themen auseinanderzusetzen, geht es um Äußerlichkeiten, die uns Frauen zum Teil stark unter Druck setzen.

Mir ist auch aufgefallen, dass die Wortwahl ähnlich wie im Bereich Menstruation (vgl. auch meinen Artikel Rot wie Blut) schwierig ist. Während man bei keinen oder wenig Haaren von „Hollywood Style“, „Brazilian Cut“ oder „Landing Strip“ spricht, fällt einem bei normaler Behaarung nur „Busch“ oder „Urwald“ ein. Ich habe auch lange überlegt, welche Überschrift ich für diesen Artikel wählen soll – nur wenige Begriffe sind neutral und ohne Wertung.

Es ist also an uns, sich hier von fragwürdigen Erwartungen der Gesellschaft zu befreien. In einem weiteren Artikel wurde der meines Erachtens exzellente Vorschlag unterbreitet, Haare als Arschloch-Detektor zu sehen – wer sich bei einem One-Night-Stand ernsthaft über ein paar Haare aufregt, ist sowieso niemand, mit dem man länger Zeit verbringen möchte. In Langzeitbeziehungen ist das ein bisschen anders, aber es ist wichtig, dass sich keiner unter Druck gesetzt oder gar herabgewürdigt fühlt. Schließlich geht es ja um Körpergefühl und Sex und das soll sich gut anfühlen ;-).

Wenn ihr schöne Wörter für mit und ohne Haare gefunden habt, schreibt sie bitte in die Kommentare. Und falls ihr anders denkt oder Ergänzungen habt, freue ich mich ebenfalls, davon zu lesen.